Das Sommersingen

Sommersingen – ein lebendiger schlesischer Brauch

Das Frühlingssingen, welches wir durchführen, heißt eigentlich „Sommersingen“ und ist ein über 1000 Jahre alter schlesischer Volksbrauch, dessen Ursprünge sich bis zum 16. März 965 zurückverfolgen lassen. Auch wenn es viele Deutungen und Überlieferungen rund um diesen Brauch gibt, bleibt eines sicher: Schon damals wie heute sehnten sich die Menschen nach dem langen Winter nach dem beginnenden Sommer.

Für die Kinder in Schlesien war der Summersunntich ein ganz besonderes Ereignis. Er wurde am Sonntag Lätare gefeiert – dem dritten Sonntag vor Ostern. An diesem Tag zogen die Kinder mit bunt geschmückten Sommerstecken von Haus zu Haus und sangen traditionelle Lieder, auch wenn es draußen manchmal noch kühl war. Mit ihren fröhlichen Sommerliedern brachten sie auf ihre ganz eigene, volkstümliche Art das zum Ausdruck, was große Dichter wie Goethe in wohlgeformten Versen beschrieben: die Freude über den Frühling, der „Strom und Bäche vom Eise befreit“.

Gesungen wurde eine Mischung aus scherzhaften und ernsteren Liedern. Als Dank für ihren Gesang erhielten die Kinder kleine Gaben – Süßigkeiten, Schaumbrezeln, Eier, Obst oder auch einmal ein Stück Brot oder Wurst. Alles wurde in einem Leinenbeutel oder Korb gesammelt, den sie bei sich trugen.

Dieser schöne Brauch wird bis heute gepflegt. In München fand das Sommersingen unserer Kindergruppe zum ersten Mal am Sonntag Lätare im Jahr 1964 statt. Seither ziehen die Riesengebirgler jedes Jahr mit ihren farbenfrohen Sommerstecken durch die Stadt – von Tür zu Tür, genau wie früher.

Viele Münchnerinnen und Münchner unterstützen und empfangen unseren Verein seither mit großer Freude. Ein besonderer Höhepunkt ist unser Auftritt am Sommersunntich auf dem Marienplatz: Nach dem Glockenspiel singen wir dort für die Münchner Bevölkerung, prominente Gäste und in zahlreichen Seniorenheimen – um diesen uralten Brauch lebendig zu halten und weiterzugeben.